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<h2><strong>Purgiernuss, Purgierstrauch Samen (Jatropha curcas)</strong></h2>
<h2><span style="color: #ff0a0a;"><strong>Preis für ein Paket mit 3 Samen.</strong></span></h2>
<p style="color: #202122; font-size: 14px;">Die<span> </span><b>Purgiernuss</b><span> </span>auch Purgierstrauch (<i>Jatropha curcas</i>) (<span>englisch</span><span> </span><span lang="en-Latn">Physic Nut, Barbados Nut</span>;<span> </span><span>französisch</span><span> </span><span lang="fr-Latn">Grand Medicinier</span>) ist eine<span> </span>Pflanzenart<span> </span>in der<span> </span>Gattung<span> </span><i>Jatropha</i><span> </span>aus der<span> </span>Familie<span> </span>der<span> </span>Wolfsmilchgewächse<span> </span>(Euphorbiaceae). Der ebenfalls verwendete Name „<i>schwarze</i><span> </span><b>Brechnuss</b>“ ist mehrdeutig, da er auch für die<span> </span>Gewöhnliche Brechnuss<span> </span>(<i>Strychnos nux-vomica</i>) und die ganze Gattung der<span> </span>Brechnüsse<span> </span>(<i>Strychnos</i>) verwendet wird. Auch der<span> </span>botanische Name<span> </span>verweist auf die frühere<span> </span>medizinische<span> </span>Verwendung als<span> </span>Kurmittel.</p>
<p style="color: #202122; font-size: 14px;">Häufig wird die Purgiernuss auch nach dem Gattungsnamen vereinfachend als Jatropha bezeichnet.</p>
<h2 style="color: #000000; font-size: 1.5em;"><span class="mw-headline" id="Beschreibung">Beschreibung</span></h2>
<p style="color: #202122; font-size: 14px;">Die Purgiernuss ist ein einhäusiger<span> </span>monözischer,<span> </span>sukkulenter<span> </span>Strauch<span> </span>oder kleiner<span> </span>Baum<span> </span>von bis zu 8 Meter Höhe, sie hat eine<span> </span>Pfahlwurzel<span> </span>die bis 5 Meter tief reicht. Ihre Zweige, die einen leicht milchigen, rosa gefärbten<span> </span>Saft<span> </span>enthalten, sind von einer abschälenden<span> </span>Rinde<span> </span>bedeckt. Die<span> </span>Borke<span> </span>am alten Stamm ist rötlich-braun bis gräulich und glatt bis leicht rissig, die Rinde jüngerer Triebe ist grünlich-gelb bis grau. Der Stammdurchmesser beträgt etwa 20–50 cm.</p>
<p style="color: #202122; font-size: 14px;">Die auf 8 bis 16 cm langen Stielen gebildeten, breiteiförmigen und drei bis siebenlappigen, fast kahlen<span> </span>Blätter<span> </span>sind etwa 10–16 cm lang und breit. Die Basis ist mehr oder weniger herz- oder pfeilförmig, die Spitzen der einzelnen Lappen sind rundspitzig oder spitz bis zugespitzt, die Blattränder sind ganz. Die<span> </span>Nebenblätter<span> </span>sind winzig und früh abfallend. Junge, frisch entfaltete Blätter sind bisweilen rötlich bis dunkelrot, zur Trockenzeit färben sich die Blätter gelb und fallen ab. Die Blätter sind giftig, die<span> </span>Nervatur<span> </span>ist handförmig mit fünf bis sieben Adern.</p>
<p style="color: #202122; font-size: 14px;">Die mehrfach verzweigten Blütenstände (die<span> </span>Rispen) bilden meist ebene Köpfe. Die männlichen und weiblichen, fünfzähligen Blüten sind im Blütenstand voneinander getrennt, die weiblichen befinden sich am Apex des Blütenstands, die zahlreicheren männlichen Blüten besetzen nachgeordnete Positionen. Gelegentlich finden sich auch zwittrige Blüten. Die weiblichen Blüten öffnen sich etwas vorher oder gleichzeitig mit den männlichen Blüten. Die kleineren männlichen<span> </span>Blüten<span> </span>tragen 3 mm lange<span> </span>Kelchblätter, 6 mm lange, zur Hälfte miteinander verwachsene und innen, im unteren Teil haarige<span> </span>Kronblätter<span> </span>und acht bis zehn<span> </span>Staubblätter<span> </span>in zwei Kreisen, mit, im inneren Kreis, teilweise oder komplett verwachsenen Staubfäden. Die etwas größeren weiblichen Blüten tragen 5 mm lange Kelchblätter und 6 mm lange, frei stehende und innen, im unteren Teil haarige Kronblätter sowie etwa zehn kurze Staminodien. Alle Kron- und Kelchblätter sind gelblich, am Blütengrund befinden sich jeweils fünf<span> </span>Nektarien.</p>
<p style="color: #202122; font-size: 14px;">Der dreifächerige, aus zwei bis drei Fruchtblättern bestehende, kahle<span> </span>Fruchtknoten<span> </span>ist oberständig, mit jeweils einer anatropen<span> </span>Samenanlage<span> </span>pro Fach, er hat drei kurze<span> </span>Griffeln<span> </span>mit auffälligen, zweilappigen<span> </span>Narben. Die bis 3 × 2 cm großen, kugeligen, dreikammerigen, anfänglich grünen<span> </span>Kapselfrüchte<span> </span>werden dann hellgelb und bis zur vollen Reife schwarzbraun. Sie entlassen ellipsoide, durchschnittlich etwa 1,7 × 1,2 cm große und etwa 7–9 mm dicke, schwärzliche, leicht hell gefleckte, gesprenkelte<span> </span>Samen<span> </span>mit kleiner<span> </span>Caruncula<span> </span>(Ölkörper). Die weißlichen Samenkerne enthalten zu etwa 46–58 %<span> </span>fette Öle, der Anteil der holzigen und harten<span> </span>Samenschale<span> </span>an der Trockenmasse des Samens beträgt etwa 35–45 %. Die<span> </span>Tausendkornmasse<span> </span>der gesamten Samen beträgt etwa 400–700 Gramm. Der Anteil der Fruchtschale beträgt etwa 35–40 %.</p>
<p style="color: #202122; font-size: 14px;">Die Bestäubung erfolgt durch<span> </span>Insekten, z. B. Honigbienen, Wespen, Fliegen und Ameisen sowie Nachtfaltern.</p>
<p style="color: #202122; font-size: 14px;">Die<span> </span>Chromosomenzahl<span> </span>beträgt 2n = 22, seltener 44.<sup id="cite_ref-IPCN_1-0" class="reference">[1]</sup></p>
<h2 style="color: #000000; font-size: 1.5em;"><span class="mw-headline" id="Inhaltsstoffe">Inhaltsstoffe</span></h2>
<p style="color: #202122; font-size: 14px;">Die gesamten Samen mit Schale enthalten, fettes Öl (ca. 23–35 %, enthält überwiegend<span> </span>Linolsäure,<span> </span>Ölsäure,<span> </span>Palmitinsäure), Proteine (13–17 %, u. a.<span> </span>Lectine<span> </span>wie<span> </span>Curcin<span> </span>I und II sowie ein<span> </span>Hämagglutinine), 4–11 % Kohlenhydrate,<span> </span>Diterpenester,<span> </span>β-Sitosterol-β-D-glucosid,<span> </span>Dulcitol.</p>
<h2 style="color: #000000; font-size: 1.5em;"><span class="mw-headline" id="Toxizität">Toxizität</span></h2>
<p>Die Pflanze gilt als stark giftig.</p>
<p>Hauptwirkstoffe: Die Pflanze enthält einen ätzenden<span> </span>Milchsaft. Weiterhin enthalten die Samen das sehr giftige<span> </span>Toxalbumin<span> </span>Curcin, das dem<span> </span>Ricin<span> </span>ähnlich ist und beim Erhitzen über 50 °C unwirksam wird.</p>
<p>Vergiftungserscheinungen: Laxierend, Samenextrakte wirken im Tierversuch dämpfend auf das isolierte Herz, führen zur Entspannung und Lähmung des isolierten Darmes, zu Blutdrucksenkung, rufen<span> </span>Polypnoe, gefolgt von<span> </span>Apnoe<span> </span>hervor, die zum Tod führt.</p>
<p>Die Samen führen besonders bei Kindern zu Blähungen, Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Bewusstlosigkeit, Kollaps und Tod.</p>
<p>Geröstet gelten die Samen als essbar, da die Giftstoffe durch das Rösten zerstört werden.</p>
<p>Wirkungen auf die Haut und Schleimhaut: Auf der Haut und den Schleimhäuten verursacht der Milchsaft eine Entzündungsreaktion.</p>
<p>Anwendungen: In der Volksheilkunde früher weitverbreitet als drastisches Abführmittel genutzt. Auch bei Hauterkrankungen (Krätze, Ekzeme, Herpes), als Einreibemittel bei Rheuma und<span> </span>Wurmbefall, sowie zur Auslösung eines<span> </span>Aborts<span> </span>wurde die Droge verwendet. In<span> </span>Südamerika,<span> </span>Indien,<span> </span>Westafrika<span> </span>werden die Samen als Fischgift verwendet, in Afrika auch als Rattengift.</p>
<h2 style="color: #000000; font-size: 1.5em;"><span class="mw-headline" id="Verbreitung">Verbreitung</span></h2>
<p>Das natürliche Verbreitungsgebiet der Art liegt im<span> </span>tropischen<span> </span>Amerika, in der<span> </span>Karibik<span> </span>und von<span> </span>Mexiko<span> </span>bis<span> </span>Chile. Von dort wurde sie durch<span> </span>portugiesische<span> </span>und<span> </span>holländische<span> </span>Seefahrer<span> </span>nach<span> </span>Asien<span> </span>(Indien,<span> </span>Philippinen,<span> </span>Malaysia) und<span> </span>Afrika<span> </span>gebracht.</p>
<h2 style="color: #000000; font-size: 1.5em;"><span class="mw-headline" id="Kultivierung_und_Nutzung">Kultivierung und Nutzung</span></h2>
<h3 style="color: #000000; font-size: 1.2em;"><span class="mw-headline" id="Kultivierung">Kultivierung</span></h3>
<p>Die Purgiernuss ist sehr robust, genügsam und wenig krankheitsanfällig. Da sie durch ihre<span> </span>Sukkulenz<span> </span>auch länger anhaltende Trockenheit gut übersteht und wegen ihres<span> </span>giftigen<span> </span>Saftes kaum von Tieren gefressen wird, ist sie in tropischen Ländern eine ideale Pflanze zur<span> </span>Aufforstung<span> </span>kahler Landstriche oder zur Wiederaufforstung wegen<span> </span>Dürre<span> </span>oder<span> </span>Bodenerosion<span> </span>aufgegebener<span> </span>Agrarflächen. Häufig wird sie auch als Schutzhecke um andere Nutzpflanzungen gesetzt.</p>
<p>Von großem wirtschaftlichen Interesse ist das aus den Samen gewonnene<span> </span>Jatrophaöl<span> </span>(Purgiernussöl, Heilnussöl, Curcasöl auch<span> </span><i>Höllenöl</i>)<sup id="cite_ref-4" class="reference">[4]</sup>.<sup id="cite_ref-5" class="reference">[5]</sup><span> </span>Roh kann es als<span> </span>Lampenöl<span> </span>oder als Brennstoff zum Kochen verwendet werden. Weiterverarbeitet wird es zu Seife und Kerzen. Der nach der<span> </span>Extraktion<span> </span>des Öls verbleibende<span> </span>Presskuchen<span> </span>stellt einen sehr guten<span> </span>Dünger<span> </span>dar.</p>
<p>Ein noch ungelöstes Problem stellen die in den Samen und dem daraus gewonnenen Öl enthaltenen Giftstoffe dar. Da diese scharf brennend schmecken und drastisch abführend und brecherregend wirken, ist das Öl nicht zum<span> </span>Verzehr<span> </span>geeignet. Versuche, die Giftstoffe mit einer in tropischen Ländern praktikablen Methode zu entfernen, blieben bisher erfolglos. Neue Hoffnung wird daher in eine in Mexiko entdeckte<span> </span><i>Jatropha</i>-Art die<span> </span><i>Jatropha peltata</i><span> </span>gesetzt, die die Giftstoffe nicht oder nur in äußerst geringer Konzentration enthält.</p>
<p>Gerade in Regionen mit schwacher Infrastruktur kann der Jatropha-Anbau einen positiven ökonomischen und ökologischen Beitrag leisten:</p>
<ul>
<li>Da Jatropha auch auf ertragsschwachen Böden angebaut werden kann, konkurriert die Pflanze nicht direkt mit Flächen, die z. B. für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzt werden können (Flächenkonkurrenz). Der Anbau von Jatropha kann den Landwirten damit eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen.</li>
<li>Weil das Öl nicht genießbar ist, stellt sich bei Jatropha der notorische Konflikt „Tank oder Teller“ („food or fuel“ –<span> </span>Nutzungskonkurrenz) nicht – wenn sie auf entsprechenden Böden angebaut wird.</li>
<li>Jatrophanüsse können über einen längeren Zeitraum ohne Haltbarkeitsprobleme gelagert und müssen nach der Ernte nicht sofort verarbeitet werden (im Gegensatz z. B. zu Palmöl).</li>
<li>Jatrophaöl kann für den Eigenbedarf als direktes Substitut für<span> </span>Diesel<span> </span>verwendet werden und (nach einfacher Modifikation des Motors) in Fahrzeugen und Stromgeneratoren zum Einsatz kommen. Außerdem kann es zum Kochen oder als Energiequelle für Lampen benutzt werden.</li>
<li>Dabei ist Jatrophaöl<span> </span>CO<sub>2</sub>-neutral<span> </span>und verbrennt geruchlos.</li>
<li>Die Jatrophapflanze kann zur Regeneration von Bodenqualität beitragen. Der bei der Ölpressung entstehende Presskuchen (Jatropha Seed Press Cake, JSPC) lässt sich zudem als sehr effektives organisches<span> </span>Düngemittel<span> </span>einsetzen.</li>
<li>Allerdings ist der Wasserverbrauch im Vergleich zu anderen Energiepflanzen extrem hoch.</li>
</ul>
<p>Die<span> </span>Weltbank<span> </span>unterstützt den Anbau von<span> </span><i>Jatropha curcas</i><span> </span>mittlerweile unter vier Bedingungen, die z. B. in Indien gegeben sein können:</p>
<ul>
<li>keine Nutzung von fruchtbarem Land</li>
<li>geringe Transportkosten</li>
<li>angemessene Löhne</li>
<li>Vermeidung von Erdölimporten</li>
</ul>
<p>Die Samen haben einen Ölanteil von über 45 %, das obendrein mit einer<span> </span>Cetanzahl<span> </span>von etwa 40–50 (Biodiesel<span> </span>aus Rapsöl hat etwa 54) ein sehr effektives, technisch nutzbares<span> </span>Pflanzenöl<span> </span>ist. Der Anbau ist demnach besonders lohnend, nicht nur für die<span> </span>Subsistenzwirtschaft<span> </span>(Ölproduktion für den Eigenbedarf), sondern auch für den Weiterverkauf auf den internationalen Markt.</p>
<h3 style="color: #000000; font-size: 1.2em;"><span class="mw-headline" id="Nutzung_als_Treibstoff">Nutzung als Treibstoff</span></h3>
<p>Die Zahlen der folgenden Tabelle sind der Onlineversion des Chemielexikons von Römpp entnommen.<sup id="cite_ref-roempp_6-0" class="reference">[6]</sup></p>
<table class="wikitable">
<tbody>
<tr>
<th>Eigenschaft</th>
<th>Jatropha-Methylester</th>
<th>EU-Standard</th>
</tr>
<tr>
<td>Dichte bei 15 °Ct [g·L<sup>−1</sup>]</td>
<td>884</td>
<td>860–900</td>
</tr>
<tr>
<td>Viskosität<span> </span>bei 40 °C [mm<sup>2</sup>·s<sup>−1</sup>]</td>
<td>4,9</td>
<td>3,5–5,0</td>
</tr>
<tr>
<td>Flammpunkt<span> </span>[°C]</td>
<td>169</td>
<td>>101</td>
</tr>
<tr>
<td>Iodzahl<span> </span>[g·100 g<sup>−1</sup>] (ungesättigte V.)</td>
<td>98</td>
<td><120</td>
</tr>
<tr>
<td>Cetanzahl</td>
<td>58–62</td>
<td>>51</td>
</tr>
<tr>
<td>Phosphor-Gehalt [mg·kg<sup>−1</sup>]</td>
<td><1</td>
<td><10</td>
</tr>
<tr>
<td>Schwefel-Gehalt [mg·kg<sup>−1</sup>]</td>
<td><1</td>
<td><10</td>
</tr>
</tbody>
</table>
<div class="thumb tright">
<div class="thumbinner" style="font-size: 13.16px;"><img alt="" src="https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/13/Jatropha_in_Paraguay_Chaco.jpg/220px-Jatropha_in_Paraguay_Chaco.jpg" decoding="async" width="220" height="322" class="thumbimage" srcset="//upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/13/Jatropha_in_Paraguay_Chaco.jpg/330px-Jatropha_in_Paraguay_Chaco.jpg 1.5x, //upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/13/Jatropha_in_Paraguay_Chaco.jpg/440px-Jatropha_in_Paraguay_Chaco.jpg 2x" data-file-width="684" data-file-height="1000">
<div class="thumbcaption" style="font-size: 12.3704px;">
<div class="magnify"></div>
Jatropha-Plantage im ariden Westen des<span> </span>Paraguay<span> </span>Chaco</div>
</div>
</div>
<p>Ein besonderes Interesse gilt der Verarbeitung zu „Biodiesel“ und vor allem kaltgepresstem<span> </span>Pflanzenöl, das insbesondere finanzschwachen tropischen Ländern den Import teurer Kraftstoffe auf<span> </span>Erdölbasis<span> </span>erspart, weil es in speziell angepassten Motoren direkt genutzt werden kann. In einer Zusammenarbeit mit der<span> </span>Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<span> </span>(GTZ) und der<span> </span>Universität Stuttgart-Hohenheim<span> </span>wird daher in einem Forschungs- und Produktions-Projekt im indischen<span> </span>Gujarat<span> </span>der Anbau dieser Pflanze forciert. Mit dem dort erzeugten<span> </span>Kraftstoff<span> </span>können Dieselmotoren betrieben werden, welche die<span> </span>Abgasnorm<span> </span>Euro 3 erfüllen.</p>
<p>Am 9. Januar 2008 teilten die<span> </span>Bayer AG, der amerikanische Agrarkonzern<span> </span>Archer Daniels Midland Co.<span> </span>und der Automobilkonzern<span> </span>Daimler AG<span> </span>mit, in einer Kooperation<span> </span><i>Jatropha curcas</i><span> </span>als Lieferant von Einsatzstoffen zur industriellen Herstellung von<span> </span>Biodiesel<span> </span>erforschen und entwickeln zu wollen. In diesem Zusammenhang wollen die Unternehmen verbindliche Produktions- und Qualitätsstandards für aus Jatropha produzierten Biodiesel definieren.</p>
<p>Boeing<span> </span>und<span> </span>Air New Zealand<span> </span>haben in einem Forschungsprojekt einen Flugzeugtreibstoff<span> </span>entwickelt, der je zur Hälfte aus Purgiernussöl und<span> </span>Kerosin<span> </span>besteht. Der erste Flug mit diesem Treibstoff fand am 30. Dezember 2008 statt. Dazu wurde ein<span> </span>Jumbojet<span> </span>verwendet, bei dem ein<span> </span>Rolls-Royce-RB211-Triebwerk mit dem neuen Treibstoff betrieben wurde. Der Treibstoff hat einen<span> </span>Gefrierpunkt<span> </span>bei −47 °C und einen<span> </span>Flammpunkt<span> </span>bei 38 °C und hat somit ähnliche Eigenschaften wie die am meisten verwendeten<span> </span>Kerosin Sorte Jet A-1. Auch andere Airlines planten Testflüge durchzuführen.<sup id="cite_ref-7" class="reference">[7]</sup><sup id="cite_ref-8" class="reference">[8]</sup><sup id="cite_ref-9" class="reference">[9]</sup><sup id="cite_ref-10" class="reference">[10]</sup><sup id="cite_ref-11" class="reference">[11]</sup><sup id="cite_ref-12" class="reference">[12]</sup><sup id="cite_ref-13" class="reference">[13]</sup></p>
<p>Die<span> </span>Lufthansa<span> </span>plante für 2011 auf der Strecke Hamburg-Frankfurt am Main achtmal täglich das Treibstoffgemisch zu nutzen.<sup id="cite_ref-14" class="reference">[14]</sup><span> </span>Nach sechs Monaten Test und in der Hoffnung auf ein Förderprogramm der Bundesregierung aus dem Jahre 2013 fand am 15. September 2014 der erste europäische Linienflug mit dem Biokraftstoff statt. Die Lufthansa gab bekannt, am Aufbau einer Lieferkette zu arbeiten.<sup id="cite_ref-15" class="reference">[15]</sup></p>
<p>In den 2010er Jahren erlahmte das Interesse an alternativen Flugtreibstoffen auf Basis von Purgiernuss wieder. Angesichts des erwarteten Wachstums im Luftverkehr, hohem Wasserbedarf im Anbau und eines hohen CO<sub>2</sub>-Fußabdrucks erwarten Verkehrswissenschaftler keinen hohe Beitrag des Biokraftstoffs zum Klimaschutz, vielmehr ordnen sie ihn als „Technologiemythos“ ein.<sup id="cite_ref-16" class="reference">[16]</sup></p>
<h3 style="color: #000000; font-size: 1.2em;"><span class="mw-headline" id="Diskussion_um_Jatropha-Anbau">Diskussion um<span> </span><i>Jatropha</i>-Anbau</span></h3>
<p>Aufgrund der positiven Auswirkungen des Jatrophaanbaus erfährt das Thema ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Unterstützung aus der internationalen Entwicklungspolitik und der jeweiligen lokalen Politik. Tatsächlich kann die Kultivation der Jatrophapflanze viele positive Effekte ökologischer, ökonomischer (und sozialer) Art freisetzen, allerdings sollten auch mögliche negative Auswirkungen nicht vernachlässigt werden. Beispielsweise greift das Argument, Jatropha stehe nicht in Konkurrenz mit dem Anbau von Nahrungsmitteln, naturgemäß dann nicht, wenn die Pflanze auf Flächen ausgesät wird, die sich aufgrund der Bodenqualität auch für den Nahrungsmittelanbau eignen. Ein attraktiver Abnahmepreis für Jatrophaöl treibt beispielsweise in einigen Regionen Afrikas viele Bauern dazu, von Nahrungsmittel- auf Jatrophaanbau umzusteigen und dadurch weiter zur lokalen Lebensmittelknappheit beizutragen.</p>
<p>Die Pflanze ist genau wie jede andere Art anfällig für Schädlinge und Krankheiten, was besonders in größeren<span> </span>Monokulturen<span> </span>problematisch werden kann. Darüber hinaus handelt es sich bei Jatropha um eine Wildpflanze, über deren genaue Eigenschaften hinsichtlich Ernteoptimierung, Ertragsmaximierung etc. noch großer Forschungsbedarf besteht – die wissenschaftliche Forschung steht bezüglich der Zucht von Samen und Pflanzen noch ganz am Anfang.</p>
<p>Auch der Anbau auf nicht zum Ackerbau geeigneten Flächen steht in der Kritik, weil auch auf diesen Flächen teilweise Konflikte mit Nutzungen durch die örtliche Bevölkerung oder nomadische Volksgruppen bestehen. Entsprechende Konflikte mit etablierten Formen der extensiven Landwirtschaft beschreibt<span> </span>Amnesty International<span> </span>beispielsweise aus Regionen Indiens.<sup id="cite_ref-17" class="reference">[17]</sup></p>
<p>Die Schweizer Zeitung<span> </span><i>Die Wochenzeitung</i><span> </span>(WOZ) analysierte die Vor- und Nachteile: Die magere Ausbeute pro Hektar und der hohe Energieaufwand für<span> </span>Kunstdünger<span> </span>und die Weiterverarbeitung der Samen lassen das Allheilmittel zweifelhaft erscheinen. „Man muss Jatropha als eine Pflanze für lokale Anwendungen im Kleinen sehen, für Lampenöle, Seifen und Ähnliches. Da ist sie sehr sinnvoll“, wird eine Wissenschaftlerin zitiert. „Aber im großtechnischen Maßstab kann es schnell in eine ungewollte Richtung gehen.“<sup id="cite_ref-18" class="reference">[18]</sup></p>
<p>In der<span> </span>Europäischen Union<span> </span>(EU) soll der Anteil an<span> </span>Biokraftstoff<span> </span>in den nächsten Jahren deutlich ausgebaut werden. Um die Nachhaltigkeit bei der Erzeugung der Biokraftstoffe sicherzustellen, wurden 2009 entsprechende Vorgaben mit der<span> </span>EU-Richtlinie<span> </span>2009/28/EG<span> </span>(Erneuerbare-Energien-Richtlinie) erlassen. Durch die bis 2010 vollständig in Kraft getretene<span> </span>Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung<span> </span>(BioSt-NachV) und<span> </span>Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung<span> </span>(Biokraft-NachV) wurden diese Vorgaben in deutsches Recht umgesetzt. Kriterien zur Umwelt- und Klimaverträglichkeit, zu sozialen Aspekten und anderem sind enthalten und sollen Fehlentwicklungen bei der Biokraftstofferzeugung, z. B. aus Jatropha, vermeiden. Mit<span> </span>Zertifizierungssystemen für Biomasse<span> </span>soll die Nachvollziehbarkeit der Herkunft auch aus Nicht-EU-Staaten sichergestellt werden.<sup id="cite_ref-BGBl_19-0" class="reference">[19]</sup><sup id="cite_ref-20" class="reference">[20]</sup></p>
<h2 style="color: #000000; font-size: 1.5em;"><span class="mw-headline" id="Aktuelle_Bedeutung_und_Perspektive">Aktuelle Bedeutung und Perspektive</span></h2>
<p>Im Jahr 2008 bestanden über 900.000 ha Jatropha-Anbaufläche in 242 Projekten. In Asien fanden sich 85 %, weitere in Afrika und Südamerika. Die jährlichen Investitionen lagen im Schnitt bei 0,5 bis 1 Mrd. US$. Zu dieser Zeit prognostizierte man noch bis 2010 eine Ausweitung auf fast 5 Mio. ha und bis 2015 auf rund 13 Mio. ha. Die Initiative für Projekte ging vor allem von Regierungen aus, vermehrt engagierten sich aber auch<span> </span>Ölunternehmen<span> </span>und<span> </span>Energiekonzerne.<sup id="cite_ref-platform_21-0" class="reference">[21]</sup><span> </span>Diese Wachstumserwartungen erfüllten sich jedoch bei weitem nicht. Nach 2008 und Beginn der weltweiten<span> </span>Finanzkrise<span> </span>wurden weniger Projekte ins Leben gerufen. Viele Projekte scheiterten. Mitte 2011 lagen die weltweiten Anbauflächen bei 1,2 Mio. ha. Davon waren allein 860.000 ha auf fünf sehr große Projekte in Asien zurückzuführen.<sup id="cite_ref-22" class="reference">[22]</sup></p>
<p>Die Anbauflächen im Jahr 2008 waren zuvor zu 45 % landwirtschaftlich genutzte Flächen für den Nicht-Nahrungsbereich. 5 % waren einstige<span> </span>Sekundär-<span> </span>und 0,3 %<span> </span>Primärwaldflächen. Nur 1,2 % waren zuvor für die Nahrungsmittelerzeugung genutzt worden. Auf rund der Hälfte der Fläche findet Bewässerung statt.<sup id="cite_ref-platform_21-1" class="reference">[21]</sup></p>
<p>Potentielle Anbauflächen, auf denen mit geringen Auswirkungen auf die Umwelt aber auch mit niedrigem Ertrag (0,25 bis 0,75 t getrockneter Samen je Hektar) zu rechnen wäre, machen weltweit etwa 300 Mio. Hektar aus. Bezieht man auch Flächen mit höherem Ertrag bei gravierenderen Umweltschäden mit ein, liegt das Anbaupotenzial bei bis zu ca. 2.500 Mio. Hektar mit einem potentiellen Ertrag von bis zu knapp 6 Mio. Tonnen getrockneter Samen jährlich.<sup id="cite_ref-23" class="reference">[23]</sup></p>
<h2 style="color: #000000; font-size: 1.5em;"><span class="mw-headline" id="Kultivierung_als_Zierpflanze">Kultivierung als Zierpflanze</span></h2>
<p>In<span> </span>Mitteleuropa<span> </span>als<span> </span>Zierpflanze<span> </span>gehalten benötigt die Purgiernuss einen warmen und vollsonnigen Stand. Die<span> </span>Vegetationsperiode<span> </span>dauert etwa von April bis Oktober. Wenn im Herbst die Blätter welken, muss die Pflanze bis zum Frühling warm (min. 15 °C) und trocken gehalten werden. Wird im Winter gegossen,<span> </span>vergeilt<span> </span>die Pflanze oder kann faulen.</p><script src="//cdn.public.n1ed.com/G3OMDFLT/widgets.js"></script>
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